Eddington-Medaille für Bernard Schutz
Direktor emeritus des AEI in Potsdam wird von der Royal Astronomical Society mit der diesjährigen Eddington-Medaille ausgezeichnet.
Professor Dr. Dr. h.c. Bernard F. Schutz, Direktor emeritus und Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut; AEI) in Potsdam, erhält die Eddington-Medaille 2019. Die Royal Astronomical Society würdigt damit Schutz‘ Arbeit von 1986, in der er zeigte, wie man Entfernungen zu Quellen von Gravitationswellen bestimmt und mit diesen die Ausdehnung des Universums auf eine neue und unabhängige Weise messen kann. Die Preisverleihung findet im Juli beim National Astronomy Meeting der Royal Astronomical Society statt.
„Ich freue mich sehr, dass ich die Eddington-Medaille erhalte. Es ist großartig, dass meine Astronomie- und Astrophysik-Kolleginnen und -Kollegen damit anerkennen, welche Bedeutung meine Arbeit von vor über 30 Jahren heute erlangt hat“, sagt Bernard Schutz. „Dies ist mehr als eine Würdigung der vor 30 Jahren geleisteten Arbeit; die Freude, diese Anerkennung zu erhalten, ist eine Belohnung dafür, dass ich einen Großteil meiner Karriere dem Ziel gewidmet habe, die Gravitationswellen-Astronomie zu begründen. Und dass ich diese Medaille 100 Jahre nachdem Eddington selbst den entscheidenden Beweis für die Gültigkeit von Einsteins Theorie erbracht hat, erhalten werde, macht sie in der Tat zu einer besonderen Ehre.“
Die Eddington-Medaille
Die Eddington-Medaille wird von der Royal Astronomical Society für besonders herausragende Untersuchungen der theoretischen Astrophysik verliehen. Sie wurde erstmals 1953 an den Kosmologen Georges Lemaître verliehen, der theoretisch begründet die Ausdehnung des Universums vorschlug.
Bernard Schutz ist der 43. Empfänger der Eddington-Medaille. Die Auszeichnung würdigt seine Arbeit aus dem Jahr 1986 darüber, wie sich die Expansion des Universums auf neuartige und unabhängige Weise mit Gravitationswellen- und elektromagnetischen Beobachtungen bestimmen lässt. Er zeigte, dass Gravitationswellen von Kollisionen (Verschmelzungen) zweier Neutronensterne oder Schwarzer Löcher „Standardsirenen“ sind, die Informationen über ihre Entfernung zur Erde enthalten. Anhand einer optischen Beobachtung der durch die Verschmelzung von Neutronensternen verursachten Explosion lässt sich die kosmologische Rotverschiebung bestimmen. Aus der Kombination der beiden Beobachtungen ergibt sich die Hubble-Konstante, ein Maß für die Expansion des Universums.
Eine Vorhersage wird nach 31 Jahren bestätigt
GW170817, das erste Gravitationswellen-Signal einer Verschmelzung von zwei Neutronensternen, das die LIGO- und Virgo-Detektoren am 17. August 2017 nachwiesen, bestätigte Schutz‘ Vorhersage einer gravitationswellenbasierten Bestimmung der Hubble-Konstante nach 31 Jahren. Es wird erwartet, dass in den nächsten Jahren viele weitere solche Verschmelzungen von Neutronensternen anhand von Gravitationswellen beobachtet werden, die eine immer genauere unabhängige Messung der Hubble-Konstanten ermöglichen können.
„Die bisherigen Beobachtungen sind nur der Anfang. Wenn sich die Detektoren verbessern und wir mit der LISA-Mission ins All gehen, werden wir mit diesem wissenschaftlichen Werkzeug viele Fragen zur Vergangenheit des Universums beantworten“, erklärt Schutz.
Bernard Schutz
Nach dem Physikstudium an der Clarkson University, New York, USA, promovierte Schutz 1972 am California Institute of Technology. Nach 21 Jahren an der Cardiff University, Wales, Großbritannien, als Dozent und Professor für Physik und Astronomie wurde er 1994 einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut; AEI) in Potsdam. Als Direktor der Abteilung Astrophysikalische Relativitätstheorie war er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2014 maßgeblich am Aufbau des Instituts beteiligt. Derzeit ist er Direktor emeritus am AEI und stellvertretender Direktor des Data Innovation Institute in Cardiff.
Bernard Schutz hat wichtige Prinzipien für die Beobachtung des Universums mit Gravitationswellen entwickelt und spielt eine führende Rolle bei der Entwicklung von erd- und weltraumgestützten Gravitationswellen-Observatorien. Er leistete Pionierarbeit beim Einsatz von Großrechnern zur Lösung von Einsteins Feldgleichungen und zur Untersuchung von schwarzen Löchern. Er gründete die weltweit führende Open-Access-Zeitschriften-Familie „Living Reviews“ und ist bekannt für seine Beiträge zur Physik-Ausbildung und -Öffentlichkeitsarbeit.
Schutz wurde von der Italienischen Gesellschaft für Allgemeine Relativität und Gravitation (SIGRAV) für seine wichtigen Beiträge zur Gravitationsphysik mit der Amaldi-Medaille 2006 ausgezeichnet.