Berthold Leibinger Stiftung zeichnet Laser-Forscher aus Hannover und Cardiff aus
1. Preis für hochpräzise Laserquellen in der Gravitationswellen-Astronomie, Grundlagenforschung und mehr
Im Rahmen einer Festveranstaltung am Abend des 22. September 2023 hat die Berthold Leibinger Stiftung die Preisträger:innen und Finalist:innen ihres diesjährigen Innovationspreises geehrt. Forscher der Leibniz Universität Hannover, des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) und der Universität Cardiff erhalten für ihre Arbeit an „ultra-hochpräzisen Strahlquellen nicht nur für die Grundlagenforschung“ den 1. Preis. Die Auszeichnung umfasst ein Preisgeld von 50.000 Euro. Dieser Durchbruch stehe beispielhaft für das Arbeiten in der wissenschaftlichen Forschung, die durch den technischen Fortschritt vorangetrieben werde und sei ein Beispiel, das den Weg aufzeige wie die Entdeckungen von heute die Werkzeuge von morgen seien, so Eckhard Elsen, Mitglied der Jury, der die Laudation für den Preis für Innovationen in der Lasertechnik hielt.
„Ich freue mich sehr über diese Anerkennung unserer Arbeit! Wir haben mit unseren Kolleg:innen neue Methoden entwickelt, einzigartige Laserquellen designt und sie in Gravitationswellen-Detektoren in Betrieb genommen“, sagt Benno Willke, Gruppenleiter am Albert-Einstein-Institut und außerplanmäßiger Professor an der Leibniz Universität Hannover. „Und unsere Reise geht weiter: Wir müssen schon heute Neues erkunden, um zukünftigen Observatorien wie dem Einstein-Teleskop mit noch besseren Laserquellen den Weg zu ebnen.“
Henning Vahlbruch, Leiter der Arbeitsgruppe Quetschlicht am Institut für Gravitationsphysik der Leibniz Universität Hannover ergänzt: „Es ist großartig zu erleben, wie unsere innovativen Entwicklungen im Bereich gequetschter Lichtzustände inzwischen zur Standardausstattung von Gravitationswellen-Detektoren in aller Welt gehören. Sie machen diese Detektoren noch empfindlicher und finden zudem neue Anwendungen in ganz anderen Bereichen.“
Willke und Vahlbruch erhalten den Preis zusammen mit Harmut Grote, Professor an der Universität Cardiff, der bis 2017 leitender Wissenschaftler des deutsch-britischen Gravitationswellen-Detektors GEO600 bei Hannover war und für seine Arbeiten zur Integration von Quetschlicht bei GEO600 geehrt wird.
Innovative Laserphysik für die Astronomie mit Gravitationswellen
Mit dem ersten direkten Nachweis von Gravitationswellen im September 2015 begann ein neues Zeitalter der Astronomie, das der Menschheit den Blick auf eine bislang unsichtbare Facette des Universums eröffnet. Seitdem wurden insgesamt mehr als 90-mal Gravitationswellen von verschmelzenden schwarzen Löchern und Neutronensternen beobachtet. Im aktuellen, vierten gemeinsamen Beobachtungslauf „O4“ spüren die Gravitationswellen-Detektoren seit Ende Mai 2023 alle zwei bis drei Tage ein neues Signal aus den Tiefen des Alls auf.
Die Arbeitsgruppen des nun ausgezeichneten Forscherteams spielen ein wichtige Rolle für diesen rasanten Fortschritt. Sie treiben innovative Entwicklungen in der Laserphysik für die Gravitationswellen-Detektoren voran: Die extrem präzise Stabilisierung von Laserquellen bei verschiedenen Wellenlängen und Strahlformen mit hoher Leistung, die Erzeugung und Kontrolle gequetschter kohärenter Vakuumzustände sowie neuartige Techniken für die Anwendung von gequetschtem Licht.
Auf dem Weg zum Einstein-Teleskop
Auch an der Entwicklung und Spezifikation des Einstein-Teleskops, dem europäischen Gravitationswellen-Detektoren der dritten Generation, sind die Forscher federführend beteiligt. Doch die Anwendungen dieser neuen Technologien gehen weit über die in derzeitigen und künftigen Gravitationswellen-Detektoren hinaus. Sie liefern auch Innovationen in der Quantenkommunikation und für das lichtbasierte Quantencomputing.
Der Berthold Leibinger Innovationspreis
Der Berthold Leibinger Innovationspreis zeichnet alle zwei Jahre Innovationen in der Lasertechnik aus, egal ob Strahlquelle oder Anwendung, Ergebnis einer Forschungseinrichtung oder der Entwicklung in der Industrie. Innovationen können als Bewerbung oder Nominierung eingereicht werden. Er ist offen für Einzelne und Gruppen aus aller Welt. Unter allen Bewerbungen und Nominierungen wählt die Jury acht Finalist:innen aus. Diese reisen auf Einladung der Berthold Leibinger Stiftung zur Jury-Sitzung, um ihre Arbeiten persönlich zu präsentieren. Finalist:innen und Preisträger:innen erhalten Ihre Auszeichnung bei der Preisverleihung. Der 1. Preis ist mit 50.000 Euro, der 2. Preis mit 30.000 Euro und der 3. Preis mit 20.000 Euro dotiert.