Früherer AEI-Wissenschaftler Edward Seidel hat seine Arbeit als Direktor des Büros für Cyber-Infrastruktur der US National Science Foundation aufgenommen
Seidel nimmt heute in Washington seine neue Arbeit auf.
Die National Science Foundation (NSF), die Nationale Wissenschaftsstiftung der USA, hat den Astrophysiker Edward Seidel zum Direktor des Büros für Cyberinfrastruktur berufen. Dieses Büro fördert wettbewerbsbasiert hochkarätige Wissenschaftler, die aufgrund ihrer Vorreiterrolle in der Informationstechnologie zu Durchbrüchen in der Wissenschaft, im Ingenieurswesen oder in anderen akademischen Bereichen beitragen können.
Edward Seidel forschte sieben Jahre am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut/AEI) in Potsdam-Golm. Auch nach seinem Wechsel in die USA kooperiert er eng mit den Wissenschaftlern des Instituts.
Am AEI gründete und leitete er die Arbeitsgruppen für Numerische Relativität und e-Science, war an der Entwicklung des GridLab-Projekts der EU beteiligt und koordinierte das Astrophysik-Netzwerk der EU, an dem europaweit zehn Institute beteiligt waren.
Zuletzt hatte Seidel eine Professur für Fließkommasysteme (Floating Point Systems) am Fachbereich Physik & Astronomie und Informatik der Louisiana State University (LSU) inne und war Direktor des Zentrums für Informatik und Technologie der LSU (CCT).
Das Büro für Cyberinfrastruktur ist für alle Aspekte der von der NSF geförderten wissenschaftlichen und ingenieurstechnischen Forschung außerordentlich wichtig. „Wir freuen uns daher sehr darüber, dass ein derart anerkannter und führender Wissenschaftler wie Dr. Seidel nun mit uns arbeitet“, so der Direktor der NSF, Arden L. Bement, Jr.
“Es überrascht nicht, dass die NSF einen Wissenschaftler vom Format Ed Seidels für diesen beeindruckenden Posten gewählt hat“, sagt Prof. Bernard Schutz, Geschäftsführender Direktor des Potsdamer AEI. „Er ist ein exzellenter Wissenschaftler und hervorragender Wissenschaftsmanager. Unter seiner Leitung entwickelte ein internationales Wissenschaftlerteam am AEI Software-Anwendungen zur Lösung von Einsteins Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Seidels bemerkenswerte Fähigkeit Wissenschaftler zur Zusammenarbeit zu inspirieren, hat zu dauerhaften europaweiten Kooperationen geführt. Darüber hinaus beeinflusste er der die Entwicklung so genannter Grid Environments, Umgebungen für vernetztes Rechnen, stark. Sie ermöglichen es, Computerkapazitäten weltweit effizient zu nutzen.“
Die NSF ist eine unabhängige US Bundesbehörde, die Grundlagenforschung und Bildung in allen Bereichen der Wissenschaft und des Ingenieurswesens unterstützt. Der jährliche Etat beträgt 5,92 Milliarden US$. Die NSF fördert mehr als 1 700 Universitäten und Institute in allen 50 Bundesstaaten. Jedes Jahr gehen bei der NSF mehr als 42 000 Förderanträge ein; vergeben werden jährlich mehr als 10 000 neue Förderungen. Darüber hinaus vergibt die NSF jährlich für mehr als 400 Mio. US$ professionelle und Dienstleistungsverträge.
Das NSF Büro für Cyberinfrastruktur koordiniert und unterstützt die Beschaffung, Entwicklung und die Bereitstellung von modernsten Cyberinfrastruktur-Ressourcen sowie Werkzeugen und Diensten, die unabdingbar für die wissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Forschung und Bildung im 21. Jahrhundert sind. Das Büro unterstützt cyberinfrastrukturelle Ressourcen, Werkzeuge und Dienste wie Supercomputer, Massendatenspeicher hoher Kapazität, Systemsoftware-Pakete und Programmierumgebungen, skalierbare interaktive Visualisierungs- Werkzeuge, Produktivitäts-Software-Bibliotheken und Werkzeuge, große Datenarchive und Verwaltungssysteme für digitalisierte wissenschaftliche Daten, Netzwerke von verschiedener Dichte und Reichweite, und eine Reihe von Software-Werkzeugen und Diensten, die die Komplexität und Heterogenität der zeitgemäßen Cyberinfrastruktur verstecken, und gleichzeitig universellen Zugang und verbesserte Benutzbarkeit gewähren sollen.
Laut Ed Seidel sind solche Technologien entscheidend für künftige Erfolge in Industrie und Wissenschaft. „Ich habe die meiste Zeit meiner Karriere damit verbracht, die Cyberinfrastruktur voran zu treiben und die neuen Erkenntnisse in Forschung und Lehre verschiedener Disziplinen einzubringen. Es ist eine Ehre für mich, diese Position anzunehmen, die mir erlaubt, mich auf nationaler Ebene dem Thema widmen und gleichzeitig meine Arbeit an der Universität fortzusetzen.“
Im Mittelpunkt von Seidels wissenschaftlicher Karriere stand die Lösung von Einsteins Gleichungen der allgemeinen Relativität. Am AEI entwickelte er zusammen mit seinen Mitarbeitern unter anderem wegweisende Techniken und Algorithmen, mit denen kollidierende Schwarze Löcher auf Supercomputern simuliert werden können.
Die Louisiana State University (LSU) berief Seidel 2003 vom AEI in Potsdam nach Baton Rouge in Louisiana/USA, um die Informationstechnologie-Initiative Louisianas in Schwung zu bringen. Er gründete das CCT und unter seiner Führung entwickelte sich die LSU zum Schrittmacher in der Entwicklung multidisziplinärer Forschungsprogramme. Basierend auf der Cyberinfrastruktur brachte Seidel so unterschiedliche Forschungsbereiche wie Geisteswissenschaften und Künste, Astrophysik, Küstenstudien und Computerwissenschaften zusammen.
Zu Seidels Auszeichnungen gehören unter anderem der IEEE Sidney Fernbach Award 2006 für innovative Arbeiten in der Numerischen Relativitätstheorie sowie auf dem Gebiet des Hochleistungsrechnens, der Gordon Bell Prize 2001 und der Heinz-Billing-Preis 1998 der Max-Planck-Gesellschaft. Seidel wurde außerdem in diesem Jahr als wissenschaftlicher Vertreter in das Internet-2-Kuratorium berufen; 2007 wurde er Fellow der American Physical Society.
Seidel promovierte an der Yale Universität in Relativistischer Astrophysik. Zusätzlich zu seiner Arbeit an der LSU und am AEI, war Seidel als leitender Forscher im National Center for Supercomputing Applications, und als Dozent im Fachbereich Physik der Universität von Illinois, Urbana-Champaign tätig.