Leitung der Einstein Telescope Scientific Collaboration gewählt
Michele Punturo (INFN) und Harald Lück (Leibniz Universität Hannover) als Koordinator bzw. Vize-Koordinator eingesetzt
Michele Punturo, Forscher am INFN Perugia, und Harald Lück, Forscher am Institut für Gravitationsphysik der Leibniz Universität Hannover und der Max-Planck-Gesellschaft sind Koordinator bzw. Vize-Koordinator der Einstein Telescope (ET) Scientific Collaboration. Die Bekanntgabe erfolgte heute durch die ET Scientific Collaboration, die Universitäten und Forschungsinstitute, darunter das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) und die Leibniz Universität Hannover, in der Planung und dem Bau eines europäischen Gravitationswellen-Observatoriums der dritten Generation zusammen bringt. Das ET-Projekt ist Teil der Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) aus dem Jahr 2021. Das Europäische Strategieforum wählt die wichtigsten Forschungsinfrastrukturen aus, die auf europäischer Ebene finanziert werden sollen.
Die beiden Ernennungen bestätigen die bei ihrer Gründung im Juni 2022 getroffene Wahl der internationalen ET Scientific Collaboration, die Michele Punturo und Harald Lück mit Koordinationsaufgaben betraut hatte. Punturo und Lück haben mit ihren Institutionen die Bemühungen um ein europäisches Gravitationswellen-Observatorium der dritten Generation mitinitiiert und verfügen über jahrzehntelange Erfahrungen auf diesem Gebiet.
Eine der ersten Aufgaben der beiden Sprecher ist die Organisation der Arbeitsgruppen innerhalb der Kollaboration. Diese Arbeitsgruppen werden Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in verschiedenen Bereichen durchführen: von der Untersuchung der für ET erforderlichen Technologien bis zur Computerinfrastruktur, von der wissenschaftlichen Auswertung der Beobachtungen bis zur Charakterisierung von Standorten, die für das Observatorium in Frage kommen.
„Wir fühlen uns geehrt, dass wir in diesen aufregenden Zeiten zur Leitung der ET Scientific Collaboration gewählt wurden“, sagen Michele Punturo und Harald Lück. „Unsere Wahl ist ein Beweis für die Bedeutung der bisher von der gesamten Einstein-Teleskop-Gemeinschaft geleisteten Arbeit und wird sicherlich ein Ansporn sein, die Bemühungen um die Realisierung des Einstein-Teleskops in den kommenden Jahren zu intensivieren.“ Punturo und Lück fügen hinzu: „Das Einstein-Teleskop ist eine große Chance für Europa. Sein Design und seine innovativen Technologien werden die Zahl der beobachtbaren Gravitationssignale enorm erhöhen und unser Verständnis ihrer Quellen verbessern. Diese neue Infrastruktur wird ein Leuchtturm für die wissenschaftliche und technologische Forschung in diesem vielversprechenden Bereich der Grundlagenphysik sein.“
Michele Punturo ist Forschungsdirektor am italienischen Nationalen Institut für Kernphysik (INFN). Er begann seine Karriere am CERN, wo er sich mit Messungen zur Überprüfung der Verletzung der CP-Symmetrie befasste. Im Jahr 1994 schloss er sich der Virgo-Kollaboration an und trug zum Bau des ersten großen europäischen Gravitationswellen-Detektors bei. In den folgenden Jahren war er für die Koordinierung von Aktivitäten im Zusammenhang mit Datenerfassungskampagnen und Ausbau von Virgo verantwortlich. In Europa gehörte er zu den ersten Förderern von Initiativen, die auf die Planung und den Bau eines europäischen Gravitationswellen-Observatoriums der dritten Generation abzielten, das später in das Einstein-Teleskop integriert wurde. In diesem Rahmen koordinierte er die Kommissionen und Arbeitsgruppen, die für die Projektentwicklung und die Einreichung des Vorschlags für die Realisierung bei der Europäischen Kommission und dem Europäischen Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) verantwortlich waren.
Harald Lück ist leitender Wissenschaftler an der Leibniz Universität Hannover und am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Hannover. Von 1993 bis 1997 war er an der Entwicklung des deutschen Gravitationswellen-Detektors GEO600 in der Nähe von Hannover beteiligt und leitete den Bau und die anschließende Datensammlung. Lück ist in der internationalen Gravitationswellen-Gemeinschaft gut vernetzt und hat eine lange Erfahrung mit der Installation von Lasern und Quetschlichtquellen in der Gravitationswellen-Interferometrie auf der Erde. Ab 2004 koordinierte er zusammen mit Michele Punturo die Entwicklung des ersten Vorschlags für ein Gravitationswellen-Observatorium der dritten Generation und die Einreichung des ET-Projekts bei der Europäischen Kommission im Jahr 2007. In den folgenden Jahren war er mitverantwortlich für die Aktivitäten im Rahmen des Projekts und half 2021 bei der Gründung der ET Scientific Collaboration.